Grünes Licht für die Wiederaufnahme des Trainings: Nach Arminia Bielefeld und dem FSV Gütersloh hat nun auch die SG 99 Andernach als dritter Verein der 2. Frauenfußball-Bundesliga die sich bietende Gelegenheit wahrgenommen, unter eingeschränkten Bedingungen den Übungsbetrieb nach exakt siebenwöchiger Zwangspause neu zu starten. In seiner „4. Corona-Bekämpfungsverordnung“ schuf das Land Rheinland-Pfalz am 17. April überhaupt erst die Möglichkeit, eingeschränktes Training in 5er-Gruppen auf Basis einer strengen Hygieneverordnung wieder zuzulassen. Im Paragraf 1 (Absatz 7) heißt es: „Der Betrieb öffentlicher und privater Sportanlagen sowie Sportstätten … zu Trainingszwecken des Spitzen- und Profisports ist zulässig.“ Dazu zählte nach Auffassung der örtlichen Behörde auch die erste Frauenmannschaft der SG 99 Andernach als Teilnehmer der 2. Bundesliga.
Per E-Mail folgte schließlich am 24. April die entsprechende Genehmigung des Sportamts der Andernacher Stadtverwaltung. Bodo Heinemann, Geschäftsführer der SG 99, leitete diese Nachricht zur Prüfung an den DFB weiter. Manuel Hartmann, Abteilungsleiter Spielbetrieb Ligen & Wettbewerb, antwortete am 27. April und legte seitens des DFB kein Veto ein. Mit ein wenig Vorlauf nahmen die „Bäckermädchen“ am Donnerstag die Gelegenheit zum Training erstmalig wahr. 18 Spielerinnen des Kaders, aufgeteilt in vier Gruppen, folgten dem Aufruf. Betreut wurden diese kleinen Einheiten von je einem Mitglied des Trainerteams (Isabelle Stümper, Florian Stein, Kappy Stümper und Armin Grauel). Heinemann als Schlüsselverantwortlicher riegelte das Stadion um Punkt 19 Uhr hermetisch ab. Nach wochenlanger Trockenheit eher ungewöhnlich: es regnete.
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen hielt sich das Geschehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Grenzen, ein paar Ballpassübungen hier, ein paar Torschüsse dort. Petrus meinte es später gut mit den Bäckermädchen, die Sonne kam hervor. Nach 80 Minuten war die ganze Geschichte auch schon vorbei. Da besonders strenge Hygieneanforderungen beachtet und eingehalten werden mussten, verzichteten die Spielerinnen auf die Nutzung der Duschräume. Für Trainerin Isabelle Stümper, die in wenigen Wochen ihr erstes Kind erwartet, war der Aufwand gerechtfertigt: „Es war für die Mädels einfach schön, mal wieder rauszukommen. Man hatte das Gefühl, bei null anzufangen.“ Eine Fortsetzung des Szenarios soll am nächsten Donnerstag erfolgen. Sinn und Zweck der Übung war es in erster Linie nicht, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mannschaften zu verschaffen, sondern den einkasernierten Spielerinnen ein wenig Beinfreiheit zu verschaffen. Zur Stunde ist ja weiterhin offen, ob dieser Wettbewerb überhaupt fortgesetzt werden kann.
Plan B des DFB, die Saison der 2. Frauen-Bundesliga ab dem 17. Mai (Spiel der SG 99 in Cloppenburg) mit ein paar englischen Wochen bis zum 30. Juni abschließen zu können, ist im Prinzip hinfällig. Bei einer ersten Videokonferenz am 3. April hatte der DFB den Vereinen eine zweiwöchige Vorlaufzeit vor einer möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs zugesichert. Das ist rechnerisch nicht mehr möglich, am Dienstag (4. Mai) wird bei einer neuerlichen virtuellen Zusammenkunft das weitere Vorgehen besprochen. Zehn dann noch offene Partien sind bis zum Ende der regulären Spielzeit kaum mehr zu absolvieren. Auch hier wird also das Thema „Abbruch“ in der Diskussion einen breiten Raum einnehmen. Isabelle Stümper hat da eine klare Meinung: „Ich bin dafür, die Saison abzubrechen. Je schneller dieses Signal erfolgt, desto besser. In Zeiten wie diesen ist es gut, wenn mal Gewissheit entsteht.“
Ein derzeit ungewohntes Bild: Trainingsbetrieb auf einem Fußballplatz im Rheinland. Die Frauenmannschaft der SG 99 Andernach, hier am Donnerstag auf dem Kunstrasenplatz im Einsatz, erhielt aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga eine Ausnahmegenehmigung der örtlichen Behörde, in Kleingruppen den Übungsbetrieb wieder aufnehmen zu dürfen. Foto: SG 99 Andernach