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0:6 in Frankfurt: SG 99 kassiert eine historische Niederlage

In zuvor 52 Spielen der 2. Frauenfußball-Bundesliga seit 2017 hatte die SG 99 Andernach nie mehr als fünf Gegentreffer einstecken müssen. Die gab es nun nach einer indiskutablen Vorstellung bei Eintracht Frankfurt II gleich in einer einzigen Halbzeit: Mit sage und schreibe 0:6 (0:1) gingen die favorisierten Bäckermädchen im Stadion am Brentanobad unter und leisteten dem Gastgeber somit unfreiwillig Schützenhilfe im Abstiegskampf. In den bisherigen 14 Saisonspielen war der SG 99 immer wenigstens ein Tor geglückt, aber selbst ein derartiges Erfolgserlebnis blieb dem Tabellenzweiten an diesem gebrauchten Nachmittag verwehrt. Trainerin Isabelle Hawel wirkte konsterniert und auch etwas sprachlos, gab dann aber zur Protokoll: „Wir hatten uns neue Ziele gesetzt und wollten hier unbedingt gewinnen. Das, was wir dann gezeigt haben, war aber nicht mal ansatzweise Zweitliga-tauglich. Es war ein Warnschuss zur rechten Zeit, dass in dieser Klasse nichts von alleine läuft. Gerne hätten wir das nach einer bisher herausragenden Saison souverän zu Ende gebracht.“

Eine halbe Stunde lang hatte rein gar nichts nach diesem Debakel ausgesehen. Andernach war optisch etwas überlegen, die Eintracht hatte dagegen die bis dato einzige Chance des Spiels. Johanna Berg scheiterte aber freistehend kläglich im Duell mit Torhüterin Kathrin Günther (19.). Besser machte es die Nummer 18 der Frankfurterinnen bei ihrer nächsten Gelegenheit, mit einem Distanzschuss düpierte sie die zu weit vor ihrem Gehäuse postierte Günther (32.). Danach verlor die SG 99 den Faden. Berg (34.) und Kara Bathmann (35.) hätten schon auf 2:0 stellen müssen, scheiterten aber jeweils am Aluminium. Mit einem offensiv orientierten Doppelwechsel zur Pause peilten die Gäste im zweiten Abschnitt die Trendwende an. Aber auch dieser Personaltausch brachte nicht die gewünschte Wirkung. Im Gegenteil: Kaum 120 Sekunden nach Wiederanpfiff düpierte Nina Neumann die unaufmerksame Andernacher Defensive – 2:0. Diesen Nackenschlag hatte die SG 99 kaum weggesteckt, da schlug Frankfurt ein weiteres Mal durch Leonie Köster zu – 3:0 (53.).

Knapp 20 Minuten lang hielt der Favorit weiteres Unheil vom eigenen Gehäuse fern, dann zog die spielfreudige Eintracht wieder die Zügel an. Tomke Schneider (71.) und Vanessa Nagy (73.) erhöhten auf 5:0, eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit machte Köster mit ihrem zweiten Treffer des Tages das halbe Dutzend voll. Was blieb, war blanke Enttäuschung in Reihen des Andernacher Teams. Bis zur allerletzten Aufgabe am Sonntag, 6. Juni (14 Uhr), beim meisterlichen Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln bleiben nun knapp zwei Wochen, um diese historische Pleite aus den Köpfen zu bekommen. Hawel: „Vielleicht haben wir zuletzt nach dem frühzeitigen Klassenverbleib unterbewusst ein wenig den Druck rausgenommen. Da werden wir jetzt gegensteuern.“

Derweil spitzt sich die Lage im Abstiegskampf zu, nicht zuletzt auch aufgrund einer Spielabsage wegen eines positiven Covid-19-Befunds. Schlusslicht 1. FFC Niederkirchen konnte daher am Sonntag nicht in Köln antreten, womöglich auch nicht zum Nachholspiel am Mittwoch in Frankfurt. Damit könnte die Saison bei weiterhin vier offenen Spielen des Tabellenletzten nicht am 6. Juni ihr geplantes Ende nehmen. Zur Erinnerung: Drei Teams steigen direkt ab, der Sechstplatzierte muss überdies in die Relegation mit dem Pendant aus der Nordstaffel. Neben Niederkirchen ist im Süden auch Würzburg so gut wie nicht mehr zu retten. Hoffenheim II, Saarbrücken und Frankfurt II kämpfen im Fernduell gegen den drohenden Sturz in die Regionalliga.

So sehr sich Laura Weißenfels (mit der Nummer 23 auf der Hose) hier in luftiger Höhe auch bemüht, sie und ihre Andernacher Teamkolleginnen (links dahinter Kathrin Schermuly) bekamen beim ernüchternden 0:6 in Frankfurt kaum ein Bein auf den Boden Foto: Tobias Jenatschek




3:1 gegen Würzburg: SG 99 kann in Ruhe die neue Zweitliga-Saison planen

Ein Donnerwetter in der Kabine während der Halbzeitpause und eines von oben kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit brachten schließlich unterm Strich das gewünschte Ergebnis: Nach wenig berauschender erster Hälfte und einer deutlichen Steigerung im zweiten Abschnitt behielten die Fußballfrauen der SG 99 Andernach in der 2. Bundesliga Süd gegen die abstiegsbedrohten Würzburger Kickers mit 3:1 (1:1) die Oberhand.

Ziele ändern sich in einer tabellarisch extrem engen Gemengelage mitunter über Nacht: Nach dem neunten Saisonsieg brennt nach unten rein gar nichts mehr an für die Bäckermädchen, die vor der Spielzeit für viele eher zum Kreis der potenziellen Abstiegskandidaten zählten. „Es war das i-Tüpfelchen auf einer bisher überragenden Saison. Wir bleiben schon drei Wochen vor dem Saisonende sicher in der Liga, damit hat wohl niemand gerechnet“, bilanzierte das Trainerteam Isabelle Hawel und Florian Stein im Gleichklang. Fortan kann sich die in Summe formstabile SG 99 bis zum Saisonende am 6. Juni nunmehr darauf konzentrieren, den zweiten Tabellenplatz in der Neunerstaffel zu verteidigen. Gefährlich werden dürfte da nach menschlichem Ermessen maximal noch der FC Bayern München II.

Bis der Erfolg gegen das Team aus Würzburg aber unter Dach und Fach war, bedurfte es einer Energieleistung gegen mutige Gäste, die vom Anpfiff weg ihr Heil in der Flucht nach vorne suchten. Verzichten musste Andernach kurzfristig auf Mittelfeldmotor Vanessa Zilligen, die sich im Abschlusstraining das linke Ellenbogengelenk ausgekugelt hatte. „Den bitteren Ausfall haben wir gut kompensiert. Wir haben eine gute Bank, das haben die Wechsel in der zweiten Hälfte auch gezeigt“, erklärte Isabelle Hawel. Nicht einmal unverdient gingen die Kickers nach neun Minuten in Führung. Die Innenverteidigung der Heimmannschaft klärte nicht energisch genug, Julia Scheidel nutze den präzisen Steckpass in die Schnittstelle zum 1:0. Eher glücklich, aber mustergültig inszeniert war der Andernacher Ausgleich: Marie Schäfer bediente von der linken Seite die perfekt eingelaufene Torjägerin Antonia Hornberg, die per Direktabnahme ins Würzburger Tor traf (27.).

Danach haderte Würzburgs Trainer Eugen Ungefuch angesichts guter Gelegenheiten zu Recht mit der Abschlussschwäche seiner Schützlinge: „Wir hätten vor der Pause mit 2:1 in Führung gehen müssen, in der zweiten Halbzeit gar auf 3:1 erhöhen können.“ Gnadenlose Effizienz im Abschluss präsentierte nur der Gastgeber. Wieder war es Marie Schäfer, die diesmal per Kopf die zentral durchstartende Hornberg bediente. Strammer Schuss von der Strafraumgrenze, die SG 99 führte 2:1 (64.). Es war der achte Saisontreffer der quirligen Spielerin mit der Nummer 31 auf dem Rücken. Keine Frage, dass der Rückstand die Gäste in Teilen lähmte. Die defensive Stabilität der SG 99 nahm zu, der Druck des Gegners parallel ab.

Als im Prinzip nichts mehr auf eine Resultatsveränderung hindeutete, griffen zweieinhalb Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit sowohl der Wettergott als auch die Schiedsrichterin ein. Donnergrollen und einsetzender Starkregen verursachten eine rund viertelstündige Unterbrechung. Nach der Wiederaufnahme war die SG 99 schneller im Betriebsmodus. Laura Weißenfels bediente im Duett zweier eingewechselter Spielerinnen  vorm gegnerischen Tor uneigennützig per Querpass die mitgelaufene Laura Weinel – 3:1 (90.+3). Die SG 99 kann nun in Ruhe die am 14./15. August startende Zweitliga-Saison 2021/2022 planen.

Der Wendepunkt: Antonia Hornberg (links, blaues Trikot) erzielt hier das 2:1 für die Farben ihrer SG 99 nach 64 Minuten gegen die Würzburger Kickers. Foto: Tobias Jenatschek




Neuer Physiotherapeut: Lars Mattesen beerbt Lena Waldforst

Sieben Jahre lang waren die Spieler der 1. Mannschaft bei ihr in besten Händen. Zur kommenden Saison hört Physiotherapeutin Lena Waldforst aus privaten Gründen auf. Als Nachfolger steht mit Lars Mattesen ein ehemaligen Nachwuchsspieler der SG 99 Andernach bereit. Der 30-jährige Familienvater war bis zu den A-Junioren für die Bäckerjungen aktiv. Zuletzt spielte er für die DJK Plaidt.

Lars Mattesen bei der Arbeit.

„Ich hatte tolle Jahre als Spieler bei der SG 99 und bin mir sicher, dass ich auch in neuer Funktion eine schöne Zeit haben werde“, sagt Mattesen. „Ich freue mich riesig auf die Arbeit mit den neuen und natürlich auch mit den alten Jungs, mit denen ich selbst noch zusammengespielt habe.“

Trainer Kim Kossmann sieht den Personalwechsel mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Wir bedanken uns bei Lena für die tollen Jahre und werden sie vermissen“, sagt er. Nicht nur wegen ihrer fachliche Kompetenz, sondern auch wegen ihrer offenen und fröhlichen Art. „Wir sind aber froh, dass wir mit Lars einen passenden Nachfolger gefunden haben“, so Kossmann. Mit ihm sei die Mannschaft auch in Zukunft sehr gut aufgestellt.