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4:1 in Boppard – SG 99 erreicht nach sieben Jahren wieder die dritte Pokal-Runde

Um zu verstehen, dass dieses 4:1 (0:1) der SG 99 Andernach beim Bezirksligisten SSV Boppard kein gewöhnlicher Favoritensieg war, muss man ein wenig in der Pokalgeschichte der Bäckerjungen zurückzuspringen. Und zwar ganze sieben Jahre. Damals, am 30. August 2017 erreichten die Andernacher mit einem 2:1 in Metternich zuletzt die dritte Runde im Rheinlandpokal. Es folgte eine lange Strecke des frühen Scheiterns.

Und auch bei den mit neun Punkten aus drei Spielen perfekt in die Liga gestarteten Gastgebern taten sich die Andernacher zunächst schwer. „Wir hatten schon vor der Pause viele Chancen, haben uns aber doof angestellt“, sagt Trainer Kim Kossmann. 20 Minuten lang kontrollierten die Gäste das Spiel, hatten aber außer einem schönen Sololauf von Daniel Herbst keine guten Torchancen (4.). Dann wurde es auf beiden Seiten wild.

Erst rettete Boppards Torhüter Alexandru-Constantin Ariton allein gegen einen gefährlichen Kopfball von Filip Reintges (21.), dann half bei einem abgefälschten Schuss von Drilon Demiraj zusätzlich der Pfosten mit (24.). Wiederum drei Minuten später stand es beinahe 1:0 für Boppard. Nach einem Konter hatte der schnelle Yannik Schröder Dominik Klein im Andernacher Tor bereits überwunden, Tim Hoffmann rettete stattdessen vor der Linie.

In der Schlussphase der ersten Halbzeit zeigten sich dann beide Abwehrreihen anfällig. Auf beiden Seiten mehrten sich Fehlpässe und Ballverluste. Das ging so lange gut, bis in der Nachspielzeit nach einem einfachen Andernacher Fehler wiederum Schröder auf und davon war und auf den zum 1:0 einschussbereiten Louis Männchen ablegte (45.+2).

Kurz nach der Pause brachte Kossmann mit Oliver Kubatta und Gian Luca Dolon zwei zuvor geschonte Stammkräfte. Danach hatte Schröder zwar noch eine gute Chance, um sogar auf 2:0 zu erhöhen (57.), bevor die Bäckerjungen innerhalb von sechs Minuten die Partie drehten. Erst traf Filip Reintges nach Vorarbeit von Nils Wambach aus kurzer Distanz zum 1:1 (58.), dann sorgte Wambach nach Zuspiel von Dolon für das 1:2 (63.).

Der Andernacher Druck blieb so lange hoch, bis nach einer schönen Kombination über Wambach und Dshabrailow Marius Wingenbach aus dem Rückraum zum vorentscheidenden 1:3 traf (70.). In der Folge gestalte sich die Partie wieder offener. Ohne, dass Boppard so wirkte, als könne es noch einmal für wirkliche Spannung sorgen. Für den Schlusspunkt sorgte stattdessen Fabian Weber, der nach passgenauer Reintges-Vorarbeit gar nicht anders konnte als den Ball zum 1:4 im Tor unterzubringen (90.+3).

So konnte sich ein glücklicher Kim Kossmann über seinen ersten Drittrunden-Einzug als SG-Trainer freuen: „In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht und auch in der Höhe verdient gewonnen.“

Es spielten: Klein, Hoffmann, Hild (61. Wingenbach), Wilbert, Herbst (54. Kubatta), Dshabrailow (73. Saftig), Demiraj, Reintges, Kryeziu (54. Dolon), Weber, Wambach (73. Welter)

SR: Gregor Loosen (Treis-Karden)

Zuschauer: 73

Tore: 1:0 Männchen (45.+2), 1:1 Reintges (58.), 1:2 Wambach (63.), 1:3 Wingenbach (70.), 1:4 Weber (90.+3)

(mlat)

Nils Wambach und die Andernacher freuen sich über den Drittliga-Einzug. Foto: René Weiss




Überlegene SG 99 unterliegt dem neuen Tabellenführer aus Weinberg mit 0:2

Die Fußballfrauen der SG 99 Andernach mussten die dritte Pflichtspielniederlage in Serie mit wieder mal zwei Gegentreffern einstecken – und am Ende wusste nach schweißtreibender Angelegenheit niemand so recht, wie das eigentlich passieren konnte. Ähnlich wie zwei Wochen zuvor im DFB-Pokal gegen den SC Sand (1:2) an gleicher Stelle waren die Bäckermädchen auch im ersten Heimspiel der 2. Bundesliga dem SV 67 Weinberg in weiten Teilen deutlich überlegen. Zum ersehnten Erfolgserlebnis gegen den Fast-Absteiger der Vorsaison sollte das aber nicht reichen, beim ernüchternden 0:2 (0:1) gab es nicht mal einen eigenen Torerfolg zu bejubeln.

Das Zahlenwerk lügt nicht: Während Andernach mit null Punkten ganz ans Ende der Tabelle zurückfiel, grüßt Weinberg mit weiterhin weißer Weste von der Spitze – nach 180 absolvierten Minuten aber nur eine Momentaufnahme. Etwas ratlos kauerte die Andernacher Mannschaft nach dem Abpfiff im Schatten der alten Tribüne, deren Holzskelett in den drei Wochen bis zum nächsten Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin nun endgültig abgerissen werden soll. Teamchef André Steinbach suchte mit etwas Abstand zum Geschehen nach einer Erklärung: „Das 3-4-3-System hat gut funktioniert, wir wollten im breiten Mittelfeld mehr Ballbesitz und mehr Spielkultur reinbringen. Das klare Spiel ins letzte Drittel und die dafür nötige Geduld hat uns aber gefehlt. Nach vorn müssen wir unbedingt zwingender werden.“

Die elementaren Passagen der Geschichte sind schnell erzählt: Zweimal kam die Elf aus Mittelfranken im gesamten Spiel richtig gefährlich vors Andernacher Tor, zweimal war Torjägerin Lisa Wich beteiligt, zweimal lag der Ball anschließend auf dem Punkt im Anstoßkreis. Beim 0:1 (21.) war die Andernacher Dreierreihe in hinterster Linie mit einem weiten Schlag überlistet, Wich ging über die linke Weinberger Angriffsseite auf und davon, bediente dann punktgenau die von hinten heranrauschende Marlene Ganßer per Pass in den Rückraum. Michelle Reifenberg, erstmals in der Startformation der SG 99 im zentralen Mittelfeld aufgeboten, wollte im Rückwärtsgang noch retten, kam aber einen Schritt zu spät. Es folgte ein fulminanter Abschluss der Nummer elf in den rechten Giebel, nichts zu halten für die bis dahin beschäftigungslose Laura van der Laan im Tor der Bäckermädchen (21.).

Den zweiten, letztlich entscheidenden Treffer besorgte Wich rund 17 Minuten nach Beginn des zweiten Spielabschnitts mithilfe des Innenpfostens selbst. Im Strafraum der Andernacherinnen rammte sie bei der Ballannahme jedoch Abwehrchefin Magdalena Schumacher ziemlich rüde – mehr als grenzwertig aus Sicht des Gastgebers, für die Schiedsrichterin aber offenbar ein normaler Zweikampf. Für Steinbach gab es nur eine Meinung: „Ein ganz klares Foulspiel.“ Zwei weitere Male blieb die Pfeife im Spielverlauf stumm, als die SG 99 und deren Anhänger lautstark erst einen Foul-, später einen Handelfmeter forderten. Zunächst wurde die flinke Isabel Pfeiffer im Strafraum von Gegenspielerin Leonie Haberäcker zu Boden befördert – auch hier wohl zu wenig für die Unparteiische (30.). Und als Leonie Stöhr von rechts in den Weinberger Strafraum flankte, prallte der Ball vom Arm einer Abwehrspielerin ins Toraus. Nur eine Ecke, mehr war das nicht für die Schiedsrichterin (75.).

Zuvor wechselte Steinbach gleich vierfach auf einen Schlag im Bestreben, das verkorkste Ding noch irgendwie zu drehen (65.). Doch mit zunehmender Dauer und angesichts der (er)drückenden Temperaturen erlahmte der Elan der Bäckermädchen mehr und mehr. Weinberg hatte kaum noch Probleme, die Angriffsbemühungen des Gegners im Keim und deutlich vor der eigenen Gefahrenzone zu ersticken. Mit Routine und vielen Befreiungsschlägen schaukelte der neue Tabellenführer den Vorsprung in der Schlussviertelstunde mehr oder weniger abgeklärt über die Runden. Steinbach: „In der zweiten Halbzeit ging uns die Struktur verloren, wir hatten nur noch Kontrolle bis zum 16er des Gegners.“

Zu allem Übel für den Gastgeber verletzte sich Schumacher fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit bei einer Rettungsaktion und musste für Antonia Hornberg das Feld verlassen. Vorsichtige Entwarnung gab die zentrale Abwehrfigur der Andernacherinnen nach dem Spiel: „Es fühlt sich ganz okay an.“ Damit meinte sie vornehmlich das lädierte rechte Knie, das sie im Vorjahr noch zu einer zehnmonatigen Pause gezwungen hatte. Jetzt bleiben zwei Wochen Zeit, die Wunden zu lecken und sich aufs Spiel beim aufstiegsambitionierten 1. FC Nürnberg vorzubereiten. Der ist noch ungeschlagen, ebenso der Aufsteiger aus Berlin, der sieben Tage später seine Visitenkarte auf dem Rasenplatz im Andernacher Stadion abgibt. Die Aufgaben werden nicht leichter, aber womöglich liegt den Bäckermädchen mehr das Spiel gegen vermeintlich stärkere Kontrahenten.

Die Statistik zum Spiel gibt es HIER

Die Video-Highlights des Spiels gibt es HIER

Das nächste Spiel der SG 99: am Sonntag, 15. September, um 14 Uhr beim 1. FC Nürnberg

Wieder nichts: Die flinke Isabel Pfeiffer (vorn im blauen Trikot) setzte Akzente auf der linken Angriffsseite der Andernacherinnen, aber ein Torerfolg war weder ihr noch den Teamkolleginnen der SG 99 gegen die tüchtige Franziska Glaser im Tor des SV 67 Weinberg vergönnt. Foto: Norina Tönges




SG 99 weiter ungeschlagen – Leon Kryeziu rettet Last-Minute-Punkt in Stadtkyll

Am Ende passten Stimmungslage bei Trainer Kim Kossmann und seinem Team nicht wirklich zusammen. Während die Bäckerjungen vor allem mit hängenden Köpfen im Mannschaftskreis standen, konnte Kossmann das nicht verstehen. „Wir haben schlecht gespielt, aber trotzdem einen Punkt in Schneifel geholt. Das ist in Ordnung“, sagte er. Und mahnte, dass die Erwartungshaltung nach den beiden Siegen gegen Ahrweiler und Cosmos Koblenz nicht zu sehr steigen sollte.

Es war ein zerfahrenes Spiel, das sich bei bestem Spätsommerwetter auf dem Stadtkyller Rasenplatz bot. Die Bäckerjungen waren in der ersten Halbzeit optisch durchaus überlegen, zeigten jedoch keinerlei Offensivideen und Durchschlagskraft. Wirklich gefährlich wurden lediglich die Gastgeber. Yannik Moitzheim scheiterte nur knapp am stark reagierenden Dominik Klein und dem Lattenkreuz (24.) und auch Schneifels Torjäger Jan Pidde näherte sich gleich zwei Mal gefährlich an (33./39.).

Nach der Pause setzten sich die Andernacher zunächst rund um den gegnerischen Strafraum fest, mehr als ein halbwegs gefährlicher Abschluss durch Gian Luca Dolon kam dabei trotz zahlreicher Standardsituationen allerdings nicht herum (53.). Wie einfach Toreschießen sein kann, zeigte Pidde auf der Gegenseite. Ein langer Ball, ein schneller Sprint – schon stand es 1:0 (61.).

Die Bäckerjungen taten sich mit einer Reaktion schwer. Das Spiel wurde stattdessen immer umkämpfter und geprägt von vielen Unterbrechungen. Pidde hätte nach einem Konter für die Vorentscheidung sorgen können, verzog jedoch (74.). Auf der Gegenseite zögerte der eingewechselte Daniel Herbst nach einem Konter etwas zu lange, sodass sein Schuss noch zur Ecke abgeblockt werden konnte (82.).

So vergingen die Minuten, bis die Partie in der Nachspielzeit doch noch einmal richtig Fahrt aufnahm. Weil Philipp Bück aus kurzer Distanz nicht zum 2:0 treffen konnte (90.+2), blieben die Hoffnungen der Gäste weiter bestehen. Dolon zielte aus spitzem Winkel noch vorbei (90.+2), dann kam der große Moment des eingewechselten Leon Kryeziu. Nach einem langen Ball kam er an der Strafraumgrenze zum Schuss und rettete den Andernachern den späten Auswärtspunkt (90.+4). „Nach so einem späten Ausgleich sollten wir nicht unzufrieden sein“, sagte Kossmann.

Es spielten: Klein, Hoffmann, Wilbert, Schiffers (46. Dshabrailow), Saftig (71. Herbst), Neunheuser (78. Demiraj), Wingenbach, Kubatta (85. Kryeziu), Reintges, Dolon (90.+4 Hild), Wambach

SR: Maximilian Fohr (Niederfischbach)

Zuschauer: 190

Tore: 1:0 Pidde (61.), 1:1 Kryeziu (90.+4)

Das nächste Spiel bestreitet die SG 99 am Dienstag, 3. September um 20 Uhr. Dann gastieren die Bäckerjungen in der zweiten Runde des Rheinlandpokals bei Bezirksligist SSV Boppard.

(mlat)