Seit dem zweiten Spieltag der Regionalliga Südwest am 26. August (3:1 beim 1. FFC Montabaur) führen die Fußballfrauen der SG 99 Andernach die Tabelle an. Die einstige Leichtigkeit scheint nach acht Siegen in Serie zuletzt aber etwas verflogen, binnen sechs Tagen mussten die Bäckermädchen zwei nicht kalkulierte Punktverluste hinnehmen. Nach dem überraschenden 3:4 gegen den TuS Wörrstadt und dem nicht minder frustrierenden 0:0 beim SC Siegelbach wartet ausgerechnet jetzt die wohl größte Herausforderung auf das Team des Trainergespanns Isabelle und Kappy Stümper: Am Sonntag um 15 Uhr steht die Begegnung beim Zweitliga-Mitabsteiger TSV Schott Mainz auf dem Programm, der bei den meisten Experten vor der Saison ganz oben auf dem Zettel der Titelkandidaten stand – trotz eines veritablen Umbruchs.
Die Rechnung ist einfach: Wenn die SG 99 nicht in der Landeshauptstadt gewinnt, droht der Verlust der Spitzenposition, mit einem Sieg beim SC 13 Bad Neuenahr könnte sich der verfolgende TuS Issel vorbeischieben. Und bei einem Mainzer Erfolg würde auch Schott (momentan mit einem Spiel weniger behaftet) die Andernacherinnen hinter sich lassen. Soweit soll es erst gar nicht kommen, auch wenn Kappy Stümper um die Schwere der Aufgabe weiß: „Es treffen zwei Spitzenteams des rheinland-pfälzischen Frauenfußballs aufeinander. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem letztlich wohl die Tagesform entscheiden wird.“ Richtig souverän und vor allem ungeschlagen wie in den Jahren 2015 (Mainz), 2016 (Niederkirchen) und 2017 (Andernach) wird in dieser Saison keine Mannschaft meisterlich durchs Ziel gehen, so viel ist schon nach zehn absolvierten Runden sicher. Schott verlor ebenfalls gegen Wörrstadt, kam zudem in Montabaur nicht über ein 1:1 hinaus. Am 31. März trafen Mainz und Andernach an gleicher Stätte zuletzt aufeinander, die SG 99 behielt nach Erfolgserlebnissen von Jasmin Stümper (3) und Katharina Sternitzke mit 4:2 die Oberhand, die Tore für Schott schossen Samantha Hermann (jetzt 1. FC Saarbrücken) und Marleen Schimmer (mittlerweile in den USA).
Allesamt Spielerinnen, die nicht mehr oder nur sporadisch zur Verfügung stehen. Jasmin Stümper (nach ihrer Hochzeit jetzt Umlauf mit Nachnamen) hat wie Sternitzke ihre Karriere eigentlich beendet, hilft aber ab und zu noch aus. Auch wenn die Vorstellung im März nicht mehr als aktueller Gradmesser gilt, nutzt Kappy Stümper das 4:2 zumindest als Motivationsfaktor: „Ich werde meine Mannschaft an unseren Sieg vor laufenden Fernsehkameras des Südwestfunks erinnern.“ Er fügt hinzu: „Ich wünsche mir ein Geburtstagsgeschenk des Teams an Laura Weinel, die bisher eine tolle Saison bei uns spielt.“ Die Spielerin mit der Nummer 13, im Sommer vom 1. FFC Niederkirchen gekommen, läuft zumeist im Zentrum der Andernacher Abwehr auf, die am Sonntag dann 23-Jährige hat aber auch offensive Qualitäten (schon sieben Tore) vorzuweisen.
Personell ist bei den Bäckermädchen bis auf die erkrankte Verena Weidung fast alles an Bord. Hinter dem Einsatz von Sarah Preußner steht aus privaten Gründen ein Fragezeichen, bei Caroline Asteroth könnte es beruflich bedingt zeitlich ein wenig eng werden. Maren Weingarz kam nach fast dreimonatiger Verletzungspause in Siegelbach eine halbe Stunde zum Einsatz. Im Vollbesitz ihrer Kräfte zählt sie sicherlich zur Stammformation. Egal, wie das Gipfeltreffen in Mainz auch enden mag, eine Vorentscheidung im Titelrennen wird nicht fallen. Da möchte der TuS Issel noch ein Wörtchen mitreden. Und auch der 1. FFC Niederkirchen, dritter Zweitliga-Absteiger im Bunde, der nach dem 6:1 gegen Bad Neuenahr allmählich in die Bahn zu kommen scheint.
Wieder im Einsatz: Maren Weingarz (rotes Trikot) kam nach fast dreimonatiger Verletzungspause in Siegelbach zu ihrem ersten Saisoneinsatz für die SG 99. Foto: Norbert J. Becker