611 Zuschauer sehen ein 0:0 im Spitzenspiel der SG 99 gegen den FC Bayern München II

Da staunte so mancher Stammzuschauer: So viel wie diesmal ist selten los bei den Heimspielen der Andernacher Zweitliga-Fußballerinnen. Nicht weniger als 611 Zuschauer säumten den Kunstrasenplatz, auf dem die Bäckermädchen der SG 99 und die zweite Mannschaft des FC Bayern München zum Spitzenspiel aufeinandertrafen, und das Durchschnittsalter der Besucher tendierte deutlich gen einstellig. Des Rätsels Lösung: Mit Freikarten für die ganze Familie hatten SG-Trainer Florian Stein, Teammanagerin Isabelle Hawel und einige Spielerinnen an drei Grundschulen in Andernach und Mendig um neue Fans geworben und waren auf große Resonanz gestoßen. Einziger Schönheitsfehler: Die jungen Zuschauer und ihre Eltern hatten nichts zu bejubeln, denn das Spiel endete nach unterhaltsamem Verlauf torlos mit 0:0.
„Ein Tor wäre schön gewesen und hätte der Statik des Spiels gutgetan“, bedauerte auch Stein, „aber es war trotzdem ein gutes Spiel in schönem Rahmen.“ Im Duell des Tabellenzweiten gegen den Dritten gefiel der talentierte Nachwuchs des FC Bayern mit spielerischer Klasse, die Bäckermädchen hielten mit Kampf und Einsatz dagegen und hätten am Ende den Sieg sogar ein kleines bisschen mehr verdient gehabt. Doch als Julia Schermuly in der Schlussphase nach einem der besten Andernacher Angriffe die Linksflanke von Laura Schmahl über die Linie drückte, hatte das Schiedsrichtergespann die Vorlagengeberin im Abseits gesehen, das einzige Tor des Vormittags zählte nicht (84.). Beiderseits bestimmten die Abwehrreihen weitgehend das Geschehen. Die Gäste waren bemüht, auch knifflige Situationen spielerisch zu lösen, was ihnen auf beeindruckende Art gelang. Auf der anderen Seite verteidigten auch die Andernacherinnen sehr solide, Vanessa Zilligen als „Chefin“ der Fünferkette und Karla Engels als Zweikampf-Monster ließen kaum gefährliche Aktionen zu.
In Minute 29 musste Torfrau Laura van der Laan im Eins-gegen-eins vor Bayern-Angreiferin Sarah Ernst retten, kurz vor Schluss trat Engels ein Luftloch und zwang Zilligen zur eingesprungenen Grätsche (87.). „Da hat’s richtig gebrannt“, meinte Engels hinterher, „wenn da ein Tor gefallen wäre, hätte ich mich schwer geärgert.“ Die Mehrzahl an guten Möglichkeiten hatten die Gastgeberinnen, vor allem im zweiten Durchgang. Doch Carolin Schraa (47.) zielte zu hoch, Julia Schermuly fand nach schönem Dribbling bis zur Grundlinie keinen Abschluss (67.), und bei Lisa Kossmanns freiem Schuss warf sich Amelie Schuster erfolgreich dazwischen (76.).
Andernachs Trainer Stein wollte sich über den verpassten Sieg vor den Augen zahlreicher seiner Schüler nicht grämen. „Ich bin stolz auf meine Mädels“, bilanzierte er nach dem dritten Remis in Folge. „Wir sind in diesem Jahr weiter ungeschlagen und haben unseren zweiten Platz behauptet.“ Und dass zur Eigenwerbung bei den vielen jungen Besuchern ein 3:3 vielleicht das „bessere“ Unentschieden gewesen wäre, wollte Karla Engels so nicht stehen lassen: „Als Abwehrspielerin ist mir ein 0:0 schon lieber.“ Stefan Kieffer
Die Statistik zum Spiel gibt es HIER
Das nächste Spiel: FSV Gütersloh – SG 99 Andernach am Sonntag, 12. März, 14 Uhr.

Entschlossen faustet Cecilia Ran Runarsdottir, isländische Nationaltorhüterin in Diensten des FC Bayern München, diesen Flankenball vor der Andernacher Angreiferin Carolin Schraa aus der Gefahrenzone. Links beobachtet Kathrin Schermuly diesen luftigen Zweikampf. Foto: Tobias Jenatschek






Kristin Krammer. Was die Mannschaft aber wieder vom eingeschlagenen Weg abbrachte: Abwehrspielerin Besarta Hisenaj musste nach 71 Minuten vom Feld, nachdem sie Gegenspielerin Carolin Elsen humorlos an der Seitenlinie umgegrätscht hatte. Die kosovarische Nationalspielerin, vier Minuten zuvor bereits verwarnt, sah zum wiederholten Mal die Gelbe Karte, was in Summe den Platzverweis nach sich zog. Den daraus resultierenden Freistoß durch Maja Weber köpfte Meßmer an den Pfosten – Glück für den Favoriten. Kurz zuvor war Winterneuzugang Dana Schüller, bis Mitte vergangenen Jahres noch beim Gegner im Einsatz, zu ihrem Debüt im schwarzen Trikot der SG 99 gekommen. Sie und alle übrigen Andernacherinnen sicherten zumindest das dritte Remis in dieser Spielzeit. Auch Tijana Duricek, neben Schüller ein zweiter Wintertransfer der Gäste, die in der Nachspielzeit für die nun bis zum Jahresende fehlende Schumacher eingewechselt wurde. Kleiner Trost: Nach dem Abpfiff wurde die Co-Spielführerin gebührend von ihrem Team in die (Karriere-)Pause verabschiedet. 







Wenn Stein am 14. Januar seine Schützlinge zum Trainingsauftakt versammelt, wird er einige neue und einige altbekannte Gesichter begrüßen können. Das Verletzungspech hatte den ohnehin schmalen Andernacher Kader zuletzt weiter dezimiert. Hinzu kommt, dass die langjährige Torjägerin Antonia Hornberg aus privaten wie beruflichen Gründen ihre Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt hat. „Toni kann den Aufwand nicht mehr leisten“, bedauert Stein das Karriereende der 31-Jährigen, „sie hat ja in dieser Saison noch kein Spiel für uns bestritten.“
