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Isabelle Stümper im Interview: Wir sind so gut aufgestellt wie noch nie

Am 14. August feiert Isabelle Stümper ihren 33. Geburtstag. Mit ein Grund dafür, dass die Spielertrainerin der SG 99 Andernach den Jüngeren ab sofort mehr und mehr das Feld im wahrsten Sinn des Wortes überlässt. Seit Januar 2013 ist sie für die im Volksmund „Bäckermädchen“ genannten Fußballerinnen im Mittelfeld auf Achse, seit dem Erwerb der A-Lizenz im Sommer des vergangenen Jahres hat sie ihren Vater Karl-Peter „Kappy“, mit ihr im Gespann für die Mannschaft verantwortlich, zumindest auf dem Papier überflügelt. Wir sprachen mit der engagierten Grundschullehrerin über die anstehende Zweitliga-Saison 2019/20.
Frau Stümper, was unterscheidet die Premierensaison 2017/18 Ihrer SG 99 in der seinerzeit noch zweigleisigen 2. Liga von der nun folgenden?

Der Aufwand ist deutlich höher, weil wir ja jetzt bundesweit unterwegs sind und insgesamt auch vier Spiele mehr zu bestreiten haben. Sieben unserer 13 Auswärtsspiele haben wir als Zwei-Tages-Touren vorgesehen, das wird alles ziemlich an die Substanz gehen. Die Leistungsdichte in der Klasse ist enorm, Weinberg und Wetzlar sind in der Vorsaison mit stolzen 30 Punkten am Ende sogar abgestiegen.

Hierarchisch gesehen sind Sie die „Chefin“. Hat sich an der Zusammenarbeit mit Ihrem Vater im Vergleich zur vergangenen Saison etwas grundlegend verändert?

Nein, eigentlich nicht, auch wenn ich mehr und mehr in die erste Rolle hineinschlüpfe. Wegen seiner Hüftoperation im Juli war ich in den vergangenen Wochen ausnahmslos an der Seitenlinie gemeinsam mit Co-Trainer Armin Grauel gefordert, auf einen Spieleinsatz habe ich in dieser Phase bewusst verzichtet. Sobald mein Vater endgültig zurück ist, werden wir die Herausforderung wieder kooperativ lösen. Da ergänzen wir uns wie bisher auch sehr gut. Er ist ein Meister der Spielanalyse, ich bringe etwas modernen Wind rein.

Wo sehen Sie die Stärken ihres Teams, wo die Schwächen?

Quantitativ und qualitativ sind wir so gut aufgestellt wie noch nie, das erzeugt einen gesunden Konkurrenzkampf. Da ist schnell etwas zusammengewachsen, der Teamgedanke steht bei uns weit oben. Ich denke, wir haben das erforderliche Niveau für diese Klasse. Unser großes Manko in der Saison 2017/18 war der athletische Bereich, daran arbeiten wir diesmal intensiver. Das saubere Verschieben im System braucht aufgrund vieler Neuzugänge seine Zeit.

Welchen Fehler aus der Vergangenheit werden Sie auf keinen Fall wiederholen?

In unserer ersten Zweitliga-Saison haben wir in vielen Spielen aufgrund nicht so guter Physis am Ende einige Gegentore gefangen. Das hat uns etliche Punkte gekostet. Konditionelle Stabilität und taktische Disziplin sind also vonnöten.

Was betrachten Sie persönlich als größte Herausforderung bis zum Saisonende im Mai 2020?

Die vielen guten Spielerinnen bei Laune zu halten und ihnen individuell gerecht zu werden. Wir versuchen, im Rotationsprinzip allen entsprechende Einsatzzeiten zu gewähren.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Daniel Kohns, dem Trainer der zweiten Mannschaft in der Rheinlandliga, und Niklas Bay, dem Trainer der B-Juniorinnen in der Regionalliga Südwest?

Das ist sehr, sehr wichtig. Spielerinnen, die oben nicht zum Einsatz kommen können, haben die Möglichkeit, sich über die Zweite zu empfehlen. Daher ist da ein ständiger Dialog absolut erforderlich. Auch die U17 behalten wir im Blick, um Perspektivspielerinnen schon frühzeitig sporadisch in den Trainingsbetrieb der Ersten einzubinden und ihnen so den späteren Einstieg in den Seniorinnenbereich zu erleichtern.

Sie sind auch Mitglied im Vorstand, ist der finanzielle Aufwand leistbar für einen vergleichsweise kleinen Verein? Der Etat der Frauen- und Mädchenabteilung hat ja mittlerweile eine sechsstellige Höhe erreicht…

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass sich unsere Bemühungen finanziell in keiner Weise negativ auf die übrigen Mannschaften im Verein auswirkten. Erhöhte Zuschüsse des DFB und extern gesteigerte Sponsorenleistungen machen uns die Aufgabe deutlich leichter als noch in der Saison 2017/18. Nur mit verstärkten Anstrengungen auf allen Ebenen werden wir uns auf Dauer nachhaltig in einer starken Zweiten Liga etablieren können. Da ist vereinsinterne Harmonie eine elementare Basis und sind gute finanzielle Rahmenbedingungen das notwendige Gerüst.

Im DFB-Pokal hat Ihre Mannschaft mit dem 5:1 beim SV Göttelborn einen Start nach Maß hingelegt. Am 10. August wird die zweite Runde gelost, die am 8. September ausgetragen wird. Wen hätten Sie gern als Gegner?
(lacht) Noch ein Regionalligist wäre prima, um vielleicht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Achtelfinale dieses Wettbewerbs einzuziehen. Am liebsten TuS Wörrstadt, vielleicht auch Hessen Wetzlar oder auch Eintracht Frankfurt – da wären dann unsere Anreisestrapazen überschaubar. Gern darf es natürlich auch ein Heimspiel gegen den FC Bayern München sein, da würde wohl unserer Zuschauerrekord aus dem Jahr 2014 (Anmerkung der Redaktion: 1061 Besucher gegen den 1. FFC Frankfurt) fallen. Aber das wünschen sich wohl sehr viele.
Konzentriert und engagiert: Isabelle Stümper wächst seit dem Erwerb der A-Lizenz im Vorjahr mehr und mehr in die Rolle der Cheftrainerin der SG 99 hinein. Noch aber kooperiert sie ideal im Gespann mit Vater Kappy. Foto: Norbert J. Becker