SG 99 schießt das erste und letzte Tor, verliert Schlammschlacht in Jena aber mit 2:3
Die Fußballfrauen der SG 99 Andernach leisteten unfreiwillig Schützenhilfe im Abstiegskampf der 2. Bundesliga: Der gastgebende FC Carl Zeiss Jena, Drittletzter der Tabelle, hielt den Gegner im Dauerregen und auf tiefem Rasenplatz trotz frühen Rückstands mit 3:2 (1:1) nieder. Die vierte Saisonniederlage warf die Bäckermädchen auf Platz drei zurück. Der Andernacher Trainer Florian Stein bilanzierte unmittelbar vor der langen Rückfahrt aus Thüringen: „Fußballerisch waren wir vielleicht besser, hatten aber ständig Probleme mit dem Tempo des Gegners und den langen, brandgefährlichen Bällen.“ Einer dieser langen Bälle, von Jenas Kapitänin Any Adam diagonal von links nach rechts geschlagen, öffnete Jena in der 13. Minute das halbe Feld. Die SG 99 war auf dieser Seite in der Rückwärtsbewegung personell unterbesetzt, Anna Weiß nutzte den sich bietenden Freiraum rigoros, drang in den Strafraum vor und überwand Keeperin Laura van der Laan per Schrägschuss (13.).
Nur gut in dieser Phase, dass die SG 99 fünf Minuten zuvor selbst getroffen hatte. Nach einer Ecke von Lisa Kossmann schraubte sich Maren Weingarz vorm Tor am höchsten und markierte per Kopf die Andernacher Führung (8.). Die hätte Carolin Schraa nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich wieder herstellen können, scheiterte aber gleich zweimal am Aluminium des Jenaer Gehäuses. Erst schepperte es nach einem 25-Meter-Freistoß aus zentraler Position (25.), dann nach einer Flanke von Kathrin Schermuly und dem sich anschließenden Kopfball der Andernacher Nummer sieben (36.).
Besser machten es die Carl-Zeiss-Kickerinnen gleich doppelt binnen sechs Minuten nach Wiederanpfiff. Einen klugen Steckpass in die Schnittstelle der Abwehr nahm Luca Birkholz auf, umkurvte erst van der Laan, dann Kathrin Schermuly und vollendete scheinbar mühelos – 2:1 (47.). Die SG 99 hatte sich von diesem Nackenschlag noch gar nicht richtig erholt, da gab es schon den nächsten. Nach einem Eckball setzte sich Nelly Juckel im Fünfmeterraum energisch gegen Leonie Wäschenbach durch und traf per Kopf ins anvisierte Ziel – 3:1 (53.). Fortan waren die Bäckermädchen bemüht, das Ruder wieder herumzureißen, was im Endeffekt aber nur noch in ein einziges Erfolgserlebnis mündete. Die zur Pause eingewechselte Anga Bartzen kam auf der rechten Seite an den Ball, ihr wohl mehr als Flanke gedachter Schuss senkte sich hinter Schlussfrau Mailin Wichmann ins Netz – 3:2 (73.).
Zu diesem Zeitpunkt stand bereits Marisa Schön zwischen den Andernacher Pfosten, Stein verhalf der erst 18-jährigen Torhüterin ab der 67. Minute zu ihrem Zweitliga-Debüt. Im Endspurt kam die SG 99 einmal noch dem 3:3 nahe, doch die Unparteiische wähnte die in aussichtsreicher Position lauernde Schraa im Abseits (90.+1.). „Jetzt müssen wir uns sammeln“, sagte Stein vor den nun anstehenden Aufgaben gegen das Duo an der Tabellenspitze. Am Sonntag kommt zunächst Spitzenreiter RB Leipzig, der nach dem 1:2-Verlust des FSV Gütersloh gegen Ingolstadt bereits in die Eliteklasse aufgestiegen ist, ins Andernacher Stadion. Eine Woche danach reisen die Bäckermädchen zum 1. FC Nürnberg, der dem Leipziger Beispiel nur allzu gerne folgen möchte. Bodo Heinemann
Die Statistik zum Spiel gibt es HIER
Die Tore im Video-Zusammenschnitt gibt es HIER bei staige.tv
Weiter geht es am Sonntag, 23. April (11 Uhr), mit dem Heimspiel gegen Spitzenreiter RB Leipzig.
Schlammschlacht auf dem Rasenplatz des Ernst-Abbe-Sportfeldes: Die SG 99 (weiß-schmutzige Trikots) – von links mit Leonie Wäschenbach, Kathrin Schermuly und Carolin Schraa – leistete in Jena unfreiwillige Schützenhilfe im Abstiegskampf und musste sich am Ende mit 2:3 geschlagen geben. Foto: Tobias Jenatschek