SG 99 beendet die gegentorlose Potsdamer Siegesserie und holt ein respektables 1:1
Einen Punkt gewonnen, zwei weitere verpasst? So ganz klar waren sich die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 Andernach nach dem 1:1 (0:0) bei Bundesliga-Absteiger 1. FFC Turbine Potsdam nicht, ob sie sich nun freuen oder ärgern sollten. „Diese Frage können wir so richtig nicht beantworten“, bestätigte SG-Trainer Florian Stein. Zwar trotzten die „Bäckermädchen“ dem aufstiegswilligen Traditionsklub nach sieben Zu-Null-Siegen in Folge das erste Unentschieden und den fünften Gegentreffer im elften Spiel ab. Spätestens nach der Roten Karte für Potsdams Kapitänin Jennifer Cramer (35.) schienen die Schützlinge von Trainer Florian Stein aber vor 733 engagierten Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion unaufhaltsam auf ihren vierten Auswärtssieg zuzusteuern. Am Ende reichte es nicht ganz.
Die Schlüsselszene der Partie war der Platzverweis, den Schiedsrichterin Nora Dieckmann nach einem kräftigen Schubser von Cramer gegen Vanessa Zilligen aussprach. Eine harte Entscheidung, zu hart, fand wohl Potsdams Trainer Marco Gebhardt, der das Schiedsrichtergespann in der Pause und nach dem Schlusspfiff auf dem Platz in ausgedehnte Gespräche verwickelte. Eine halbe Stunde lang hatten die Turbinen die Partie kontrolliert, ohne die kompakte Defensivabteilung der Bäckermädchen in Schwierigkeiten zu bringen. Die SG 99, die laut Stein „personell auf der letzten Rille“ angereist war, konzentrierte sich zunächst aufs Verteidigen und wagte sich nur selten über die Mittellinie.
In Überzahl veränderte sich das Bild. Während die Gastgeberinnen den Verlust ihrer Spielführerin als Fingerzeig nahmen, die Kontrolle abzugeben und sich weit zurückzuziehen, bekamen die Andernacherinnen nun das Spiel, das sie in dieser Saison fast immer spielen: Mit hohem Pressing und mehr Ballbesitz berannten sie das gegnerische Tor und versuchten, Konter möglichst früh zu unterbinden. Zur Pause setzte Stein mit der Einwechslung von Stürmerin Julia Schermuly für Verteidigerin Theresa Brück ein Zeichen, Kaum zehn Minuten waren gespielt, da ging der Plan auf: Nach präziser Rechtsflanke von Leonie Stöhr wuchtete Joker Julia den Ball per Kopf zur Andernacher Führung ins Netz (55.). Potsdam wirkte demoralisiert. „Aber wir waren nicht mutig genug, noch konsequenter vorn drauf zu gehen“, kritisierte Stein.
Und plötzlich rotierten die Turbinen wieder. Karla Engels konnte die erste Potsdamer Großchance mit einem Ausfallschritt auf der Torlinie gerade noch vereiteln (63.), vier Minuten später köpfte Ena Taslidza die Flanke von Noa Selimhodzic ins Netz – eine Kopie des Andernacher Führungstreffers. In der Schlussphase vergaben die Bäckermädchen noch drei aussichtsreiche Gelegenheiten, nach einer Ecke bugsierte Engels den Ball sogar hinter die Linie, doch die Unparteiische hatte ein Foul an Potsdams Torfrau Vanessa Fischer erkannt und gepfiffen, ehe in der Nachspielzeit Potsdam mit einem Freistoß und drei Ecken nichts mehr ausrichtete.
Am Ende fiel Steins Fazit dann doch eindeutig positiv aus: „Wenn man in Überzahl nicht gewinnt, ist das immer ein bisschen enttäuschend. Aber wir haben gegen einen solchen Gegner mit so einem Publikum, das kräftig Raudau gemacht hat, einen Punkt mitgenommen. Deshalb überwiegt der Stolz.“ Stefan Kieffer
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Das nächste Spiel: Hamburger SV gegen SG 99 Andernach am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr auf dem Rasenplatz in Norderstedt.
Eine spektakuläre Rettungsaktion auf der Torlinie und ein nicht gegebenes Tor in der Schlussphase: Karla Engels (am Ball) zählte in Potsdam zu den auffälligen Andernacherinnen. Teamkollegin Jette Schulz (links) rückte für die erkrankte Leonie Wäschenbach ins Team und fügte sich nahtlos ins Spiel der Bäckermädchen ein. Foto: Saskia Nafe/1. FFC Turbine Potsdam