SG 99 unterliegt Union Berlin mit 0:2 im Duell „Bäckermädchen“ gegen „Eiserne Ladies“
Schon der luxuriöse Reisebus, der nahe den Umkleidekabinen geparkt war, machte deutlich, dass hier ein Schwergewicht der 2. Frauen-Bundesliga in Andernach zu Gast war. Die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin, nach sieben Jahren Abwesenheit in die zweithöchste Klasse zurückgekehrt, betrachten das Unterhaus nur als Durchgangsstation auf ihrem Weg ganz an die Spitze. Als Gast der SG 99 Andernach wurden die „Eisernen Ladies“ ihrem Anspruch gerecht und setzten sich bei den Bäckermädchen mit 2:0 (1:0) durch.
Die gastgebenden Andernacherinnen leisteten zwar energischen Widerstand, hatten aber offensiv zu wenig zu bieten, um den Überraschungscoup von vergangener Woche, als sie 1:0 beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg gewannen, zu wiederholen. „Wir waren im Spiel gegen den Ball nicht so vereint wie in Nürnberg“, legte Andernachs Teamchef André Steinbach die Stirn in Falten und den Finger in die Wunde, „zu oft hatte die erste Reihe eine andere Idee als die letzte. Dadurch entstanden Räume, die der Gegner sofort erkannt und genutzt hat.“
Wie geplant, überließen die SG 99-Frauen ihren Gästen über weite Strecken den Ball, um im richtigen Moment attackieren und umschalten zu können. Der „Underdog-Stil“ trug gegen die lauf- und kampfstarken sowie kombinationssicheren Berlinerinnen, die unter Vollprofibedingungen arbeiten, keine Früchte, weil Andernach zu fehlerhaft agierte. Gewonnene Bälle gingen gegen die aggressiven Gäste schnell verloren, weil es an Präzision im Passspiel und Sicherheit in der Annahme mangelte, zweite Bälle gingen meistens an den Gegner. „Wir müssen an unserem Ballbesitz arbeiten“, forderte Steinbach. So erspielten sich die „Bäckermädchen“ neben einigen Distanzschüssen nur eine Strafraumchance, die Leonie Stöhr nach schöner Kombination und cleverem Steckpass von Kathrin Schermuly frei stehend im Eins gegen Eins gegen Berlins Torfrau Cara Bösl vergab (68.). Stöhrs kraftvolle Dribblings und Toni Hornbergs listenreiche Attacken konnten die Union-Abwehr nicht knacken.
Auch die Berlinerinnen erspielten sich nicht viele dicke Möglichkeiten, weil die Andernacher Fünferkette, in der die zuletzt angeschlagen pausierende Magdalena Schumacher ein 70-minütiges Comeback feierte, das meiste wegverteidigte. Fatma Sakar kam mit ihrem Pfostenschuss, nachdem SG-Torfau Laura van der Laan den Ball nicht festgehalten hatte, einem Treffer am nächsten (31.). Dennoch waren es zwei defensive Aussetzer, die zur Niederlage führten. Kurz vor dem Pausenpfiff ließ Karla Engels ihre rechte Abwehrseite unbewacht, Pia Metzker nutzte die Lücke und traf von halblinks ins lange Eck zum 1:0 (45.) – ein unnötiger Tiefschlag für die SG 99.
Der Schock wirkte nach Wiederbeginn noch eine Zeit lang nach. Antonia Halverkamps, für Torschützin Metzker gekommen, traf gleich mit mächtigem Strahl die Latte (48.) und zwang direkt danach van der Laan mit einem Flachschuss zur Parade (50.). Nach Stöhrs ausgelassener Großchance wollte Steinbach mit einem Dreifachwechsel mehr Schwung ins allmählich erwachende Andernacher Offensivspiel bringen. Dummerweise unterlief der SG-Abwehr nur vier Minuten später eine Slapstick-artige Fehlerkette, an deren Ende die eingewechselte Halverkamps den Ball zur eingewechselten Korina Janez schob und die ungehindert zum 2:0 einschießen konnte (82.).
„Da laden wir den Gegner ein“, ärgerte sich Steinbach, suchte aber dennoch nach den positiven Aspekten der dritten Niederlage im vierten Saisonspiel: „Alle haben bis zum Ende gekämpft“, stellte der Teamchef fest, „wir hätten Berlin gern geärgert, aber die Rädchen haben nicht so ineinandergegriffen.“ Das sah auch seine Co-Trainerin Verena Willinek so: „Wir sind noch in der Findungsphase“, erklärte die frühere Spielerin und erfahrene Trainerin, „in den letzten Jahren hatten Mannschaft und Trainerteam hier ja ein intensives und besonderes Verhältnis. Alles Neue ist ein bisschen schwierig, wie das für Frauen eben häufig so ist.“ Stefan Kieffer
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Das nächste Spiel der SG 99: am Sonntag, 29. September, um 11 Uhr beim FC Ingolstadt 04
Bei der besten Andernacher Chance aufs 1:1 brachte Leonie Stöhr (links) den Ball nicht an Berlins Torfrau Cara Bösl vorbei. Am Ende verlor die SG 99 gegen die Union-Profis mit 0:2. Foto: Norina Tönges