SG 99 übernimmt zweiten Aufstiegsplatz nach dem teuer erkauften 2:1-Sieg in Frankfurt
Die Bäckermädchen sind momentan nicht aufzuhalten. Mit dem 2:1 (1:1)-Auswärtssieg bei der zweiten Mannschaft der Frankfurter Eintracht feierten die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 Andernach den siebten Sieg im zehnten Saisonspiel und sprangen dank der Heimniederlage des FSV Gütersloh gegen Hoffenheims U20 auf den zweiten Tabellenplatz. „Ich bin unfassbar stolz auf diese Mannschaft“, sagte SG-Trainer Florian Stein nach dem Spiel und bezog sich damit nicht nur auf den Dreier, sondern auch auf die Widerstandsfähigkeit seiner Mädels, die auch in Frankfurt wieder mit dem einen oder anderen Rückschlag fertig werden mussten.
Neben den langzeitverletzten Zoe Brückel und Carolin Schraa fehlt ja seit vergangener Woche auch Kathrin Schermuly, deren Rolle im defensiven Mittelfeld von Leonie Wäschenbach gut ausgefüllt wurde – „in ihrem erst zweiten Zweitligaspiel von Beginn an“, wie Trainer Stein anmerkte. Dummerweise verletzte sich die zweite „Sechs“, Vanessa Zilligen, nach einer halben Stunde bei einem Zweikampf am Knie und musste ausscheiden. Die Verletzung entpuppte sich später als Innenbandriss, sie wird etliche Wochen ausfallen. Ihre Vertreterin Laura Schmahl, bisher Reservistin im Kader, machte aber eine ausgesprochen gute Figur.
Dennoch kam mit Zilligens Ausscheiden ein Bruch ins Andernacher Spiel, das bis dahin dominant und zielstrebig wie zuletzt gewohnt verlaufen war. Inklusive eines Führungstreffers, den Maren Weingarz nach einem aggressiv erzwungenen Andernacher Ballgewinn in des Gegners Hälfte und Leonie Wäschenbachs perfekt getimten Steilpass frei vor Frankfurter Torfrau Hannah Johann erzielt hatte (19.). Wieder einmal hatten die Bäckermädchen nur eine von zahlreichen erstklassigen Möglichkeiten genutzt, Maren Weingarz (8.), Alina Wagner (9.) sowie Weingarz und Julia Schermuly bei einer Doppelchance (19.) brachten den Ball nicht ins Eintracht-Tor. Nach Zilligens Verletzung kamen die Gastgeberinnen besser ins Spiel und gaben der Andernacher Torfrau Laura van der Laan einige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, ehe sie kurz vor dem Pausenpfiff zum Ausgleich kamen. Ihre auffälligste Spielerin Charlotte Nachtigall spielte einen raffiniert angeschnittenen Pass in den Strafraum, der genau vor den Füßen der U17-Nationalspielerin Loreen Bender, ARD-Torschützin des Monats Oktober, landete. Da war selbst van der Laan machtlos, als der Ball hinter ihr zum 1:1 einschlug (43.).
„In der Kabine war die Stimmung ziemlich gedrückt wegen der Verletzung und des Gegentors zum absolut ungünstigsten Zeitpunkt“, berichtete Trainer Stein, „es fühlte sich an, als lägen wir chancenlos mit 0:3 hinten.“ Dann stellte sich heraus, dass auch noch Maren Weingarz wegen Schwindelgefühlen zur zweiten Halbzeit ausgewechselt werden musste. Doch der Coach fand die richtigen Worte: „Ich habe gefragt, ob wir jetzt aufgeben und nur noch den einen Punkt verteidigen wollen oder ob wir mutig bleiben und an den Sieg glauben.“ Wer so fragt, der kennt die Antwort. Und in der Tat übernahmen die Bäckermädchen im zweiten Durchgang wieder das Kommando, überstanden die eine oder andere brenzlige Situation nicht zuletzt dank van der Laans Paraden unbeschadet und belohnten sich mit einem typischen SG-Treffer, als Magdalena Schumacher eine Ecke von Lisa Umbach via Innenpfosten zum Siegtreffer ins Tor köpfte (72.).
Alina Wagner, die mit der lautstarken Anfeuerung ihrer zahlreicher Frankfurter Arbeitskollegen im Rücken wie aufgedreht spielte, vergab noch zwei gute Schusschancen, die Torfrau Johann vereitelte (80., 87.), van der Laan parierte die letzte Freistoßchance von Frankfurts Dilara Acikgöz (85.). Dann war der erste Sieg gegen Frankfurt, seit der ehemalige 1. FFC mit dem Namen und unter dem Dach der Eintracht antritt, unter Dach und Fach. Zuvor hatte es in vier Spielen zwei Niederlagen und zwei Unentschieden gegeben. Beim Blick auf die Tabelle, in der die Bäckermädchen nun auf einem Aufstiegsplatz liegen, werden Florian Stein und seine Schützlinge nicht nervös: „Wir können noch einen Platz steigen“, sagte Stein augenzwinkernd vor den letzten beiden Heimpartien des Jahres gegen den FC Ingolstadt (Platz 12) und den SC Sand (Platz 9). „Wir werden alles versuchen, um noch sechs Punkte zu holen. Dann schauen wir, welcher Tabellenplatz unter dem Weihnachtsbaum liegt.“
Doch Stein weiß auch, dass der ohnehin dünne Spielerinnenkader der Bäckermädchen weitere Ausfälle kaum verkraften kann. Personelle Verstärkungen scheinen in Sicht, doch mehr als Andeutungen gibt der Trainer derzeit nicht preis. „Die letzten beiden Spiele bestreiten wir mit den Mädels, die wir haben“, versichert er, „die machen das nämlich hervorragend.“ Stefan Kieffer
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Hier grätscht Vanessa Zilligen noch der Frankfurter U17-Nationalspielerin Loreen Bender, ARD-Torschützin des Monats Oktober, in die Parade. Wenig später musste die Andernacher Nummer 15 mit einer Knieverletzung den Platz verlassen. Bittere Diagnose: Innenbandriss. Foto: Tobias Jenatschek