Später Lohn: SG 99 holt ein 2:2 nach der Aufholjagd gegen Jena
Es war zwar nicht der erhoffte Wiedergutmachungs-Dreier nach der späten 2:3-Pleite in Wolfsburg, doch nach einer mitreißenden Aufholjagd waren die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 Andernach auch mit dem 2:2 (0:2) gegen Bundesliga-Absteiger FC Carl Zeiss Jena zufrieden. „Ich möchte nicht von zwei verlorenen Punkten sprechen“, gab SG-Trainer Florian Stein die Richtung vor, „den einen Punkt haben wir nicht nur durch Willen und Leidenschaft gewonnen, sondern auch durch fußballerische Qualität. Die heutige Leistung macht mich sehr stolz.“
Wegen der schweren Verletzung von Carolin Schraa aus dem Wolfsburg-Spiel hatte Stein sein Team nicht nur personell, sondern auch taktisch mit zwei Sturmspitzen etwas anders aufgestellt. Nach einer Viertelstunde nahm er die erste Korrektur vor und stärkte das defensive Mittelfeld. Das war auch nötig, denn zu diesem Zeitpunkt lagen die Andernacherinnen bereits zurück. Die Gäste aus Thüringen, robust verteidigend und mit ihren schnellen Offensivleuten ganz auf Konter ausgerichtet, nutzten ihre erste Chance. Zoe Brückel und Karla Engels waren sich einen Moment uneinig, die flinke Karla Görlitz spritzte dazwischen und überlupfte Keeperin Laura van der Laan zum 0:1 (10.).
Trotz des Rückstands waren wir schon in der ersten Halbzeit das bessere Team“, fand Stein, auch wenn zahlreiche Fehlpässe und Ungenauigkeiten den guten Eindruck trübten. Lisa Umbachs 18-Meter-Schuss nach Julia Schermulys starker Vorarbeit, den Mailin Wichmann noch aus dem Toreck kratzte (24.), war die erste gute Ausgleichschance, die zweite vereitelte Jenas Kapitänin Anja Heuschel, als sie Kathrin Schermulys präzise Rechtsflanke vor deren Schwester Julia wegköpfte (34.). Mehr Möglichkeiten brachten die Bäckermädchen gegen die gut organisierte Jenaer Defensive nicht zustande. Als sich alle nach dem Halbzeitpfiff sehnten, schlugen die Gäste ein zweites Mal zu. „Wir hatten einen Eckball und fangen im Gegenzug das 0:2, das ist bitter“, kritisierte Stein. Ein weiter Schlag, ein langer Sprint von Karla Görlitz, und van der Laan war ein zweites Mal chancenlos (45.+1).
In der zweiten Halbzeit gab es für die Bäckermädchen nur noch eine Richtung. Die Gäste kamen bis zum Schluss lediglich zu einer nennenswerten Konterchance, die van der Laan im Herauslaufen gegen Luca Birkholz vereitelte (79.). Auf der anderen Seite wuchs der Andernacher Druck; „wir sind es fußballerisch angegangen und haben die Ruhe bewahrt“, lobte Stein die Umsetzung seines Matchplans.
Am Ende waren es dann ausgerechnet zwei gelernte Verteidigerinnen, die für die Belohnung sorgten. Nach genau einer Stunde traf Besarta Hisenaj mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze ins verwaiste Toreck zum 1:2, die unermüdliche Julia Schermuly hatte die Vorarbeit geliefert (61.). „Mein allererstes Pflichtspieltor für Andernach“, strahlte Hisenaj. „Am Ende hat uns ein bisschen Glück gefehlt.“ Bis zu ihrem zehnten Eckball mussten die Bäckermädchen warten, bis sich das späte Glück einstellte. Lisa Umbach schlug den Ball von rechts nach bewährtem Muster dicht vors Tor, die ausgestreckte Fußspitze der eingewechselten Alina Wagner beförderte den Ball zum 2:2 über die Linie (84.).
Und dann schaute Fortuna noch einmal ganz angestrengt in die andere Richtung, als Maren Weingarz nach der elften Andernacher Ecke den Ball mit der Hacke an die Unterkante der Latte nagelte (88.). Nur ins Tor wollte der Ball nicht mehr. Florian Stein fand sich damit ab: „Wenn wir weiter so gut arbeiten, werden wir uns irgendwann wieder belohnen.“ Nächste Gelegenheit: das Auswärtsspiel beim Tabellenführer RB Leipzig. Stefan Kieffer
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Jenas Torfau Mailin Wichmann, die hier vor Andernachs Stürmerin Julia Schermuly den Ball packt, verhinderte mit einigen guten Paraden, dass der Bundesliga-Absteiger nach 2:0-Führung mit leeren Händen nach Hause fahren musste. ⋌Foto:Tobias Jenatschek