Krimi im DFB-Pokal: SG 99 scheidet erst nach Verlängerung mit 2:3 gegen den SC Freiburg aus
Stolz? Ärger? Nach 120 intensiven Pokalminuten wussten die Fußballerinnen der SG 99 Andernach nicht so recht, welchem Gefühl sie den Vorrang einräumen sollten. Ärger darüber, dass sie das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal gegen den Erstligisten SC Freiburg mit 2:3 (1:1, 0:0) nach Verlängerung verloren hatten? Oder doch Stolz, dass der Zweitligist den ambitionierten Gästen aus dem Breisgau mit Leidenschaft, Cleverness und spielerischer Finesse ein begeisterndes Duell auf Augenhöhe geliefert hatte? „Wir waren ganz nah dran“, fasste SG-Trainer Florian Stein das dramatische Geschehen zusammen, „aber ich bin total happy: Für mich haben wir 2:3 gewonnen.“
Nicht jede Spielerin konnte des Trainers Glücksgefühle teilen. Magdalena Schumacher, die in der Nachspielzeit der Verlängerung das letzte von fünf Toren erzielt hatte, fühlte sich wie die tragische Heldin, denn sie hatte an allen drei Gegentoren einen eher unrühmlichen Anteil. Beim späten 0:1, das die eingewechselte Schweizer Nationalspielerin Svenja Fölmli mit präzisem Kopfball erzielte, stand sie zu weit weg. In der dritten Minute der Verlängerung verschuldete sie den Foulelfmeter, der die Gäste wieder in Führung brachte. Und weil sie in der 119. Minute zu lange wartete, als sie den Ball nach vorn schlagen wollte, und geblockt wurde, beendete erneut Fölmli den Freiburger Konter mit dem letztlich entscheidenden 1:3.
„Das ärgert mich schon dolle, das waren entscheidende Fehler“, machte „Maggi“ Schumacher klar, welche Stimmung bei ihr persönlich überwog. Doch das war kein Spiel für Schuldzuweisungen. Mit einer nahezu makellosen Mannschaftsleistung begegneten die Bäckermädchen dem ambitionierten Bundesligisten auf Augenhöhe, ließen so gut wie keine klaren Freiburger Torchancen zu und führten im hart umkämpften Mittelfeld gefühlt Dutzende von krachenden Zweikämpfen, aus denen sie häufig als Siegerinnen hervorgingen. Nur einmal musste Torfrau Laura van der Laan sich im ersten Durchgang richtig strecken, als sie den raffinierten Heber von Marie Müller mit einer Hand um den Pfosten drehte (29.). Auf der anderen Seite fehlte im Andernacher Offensivspiel oft der präzise letzte Pass, um die Anstrengungen auch zahlenmäßig zu belohnen. Julia Schermuly lief allein auf SC-Torfrau Rafaela Borggräfe zu, nachdem sie Müller den Ball abgeluchst hatte, wurde aber von der Freiburgerin kurz vor dem Abschluss entscheidend gestört (20.), Lisa Umbach setzte die Hereingabe von Carolin Schraa knapp neben den Pfosten (31.).
Nach Wiederbeginn zogen die Gäste zunächst das Tempo an. Zoe Brückel musste gegen Giovanna Hoffmann retten, die van der Laan schon ausgespielt hatte (59.) und die Andernacher Torfrau fischte einen Rückzieher Hoffmanns aus dem Winkel (64.). Die Bäckermädchen hielten kampfstark dagegen und befreiten sich von dem Druck. Ein Handspiel von Hasret Kayikci im Strafraum (siehe Foto), bei dem Andernach Elfmeter forderte, hatte die gute Schiedsrichterin Sonja Reßler nicht gesehen (70.), einen gewaltigen 25-Meter-Kracher von Vanessa Zilligen holte Borggräfe mit kühnem Sprung aus der Ecke (83.). Als bei der SG die Kräfte zu schwinden schienen, schlug der Sportclub zu und schien nach Fölmlis Kopfballtor am Ziel seiner Wünsche. Doch Andernach gab nicht auf. „Wir haben immer dran geglaubt“, versicherte Schumacher hinterher. Nach Lisa Umbachs Ecke versuchten sich nahezu alle Angreiferinnen vergeblich am Torschuss, mehrmals wurde der Ball geblockt, ehe ihn die in den Sturm aufgerückte Zoe Brückel energisch zum umjubelten 1:1-Ausgleich versenkte.
Die Uhr zeigte die 96. Minute, noch vor dem Freiburger Anstoß pfiff Reßler ab – Verlängerung. Keine drei Minuten dauerte es, da ließ Schumacher den Fuß stehen, Lisa Karl fiel darüber und Kayikci verwandelte den Strafstoß entschlossen zum 1:2 (93.). Selbst nach dem 1:3 ließen sich die Bäckermädchen nicht abschütteln. Doch nach dem 2:3 (120.+1) war die Zeit endgültig abgelaufen. Zurück zur Eingangsfrage: „Das war eine Leistung, die wir feiern können“, fand Zoe Brückel, überragende Zweikämpferin und späte Torschützin, eine passende Antwort. Stefan Kieffer
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Frenetischer Jubel bei Zoe Brückel (in der Mitte mit blauem Trikot), Torschützin des späten 1:1, und ihren Teamkolleginnen, Frust ohne Ende beim SC Freiburg. Fotos: Tobias Jenatschek