Spitzenmäßig: SG 99 siegt dank treffsicherer Schermuly-Schwestern beim Primus RB Leipzig mit 3:2
Welch ein Coup, der den zuletzt so geplagten Bäckermädchen da gelungen ist. Mit einer großartigen Mannschaftsleistung, gepaart mit einigen individuellen Highlights, gewannen die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 Andernach ihr Auswärtsspiel beim erklärten Aufstiegsfavoriten RB Leipzig mit 3:2 (2:1), brachten dem Tabellenführer die erste Saisonniederlage bei und untermauerten ihren Ruf als Schreckgespenst der Rasenballsportlerinnen. Bereits in der vergangene Saison hatte Leipzig beide Spiele gegen Andernach verloren und den Aufstieg am Saisonende knapp verpasst.
„Die Vorzeichen standen diesmal denkbar schlecht“, erinnerte ein glücklicher Andernacher Trainer Florian Stein noch einmal an die schweren Verletzungen von Carolin Schraa und Zoe Brückel sowie die unglücklichen Punktverluste in Wolfsburg (2:3) und gegen Jena (2:2). „Dann sind wir durch einen Elfmeter in Rückstand geraten, der für mich keiner war – da muss man erst mal so zurückkommen, wie wir das getan haben. Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Mädels!“ Die beiden am Knie verletzten Spielerinnen hatten die Reise nach Leipzig ebenso wie die Einstimmung in der Kabine mitgemacht. „Wir schaffen es nur gemeinsam“, lautete die Parole im Stadion am Stadtbad in Markranstädt vor den Toren von Leipzig. So warfen sie sich hinein in die Leipziger Angriffe, köpften und schossen (fast) alles weg, was in den Strafraum kam und nutzten jede Gelegenheit zum schnellen Umschalten.
Trotzdem gerieten sie in Rückstand, als die schnelle Marlene Müller eine Lücke in der Andernacher Fünferkette erspähte, sich geschickt in den Strafraum mogelte und im Zweikampf mit Besarta Hisenaj elfmeterreif zu Boden ging. Louise Ringsing verwandelte den Strafstoß zum 0:1 aus Andernacher Sicht, Laura van der Laan hatte keine Chance (14.).
Doch die Bäckermädchen schlugen zurück, und das gleich doppelt. Die bärenstarke Vanessa Zilligen beendete ein mutiges Dribbling mit einem mächtigen 20-Meter-Schuss, der an den Pfosten krachte. Den zurückspringenden Ball beförderte Julia Schermuly mit der Klasse einer Torjägerin über die Linie zum 1:1 (16.). Sechs Minuten später schaufelte Lisa Umbach eine ihrer gefürchteten Eckballflanken Richtung kurzer Pfosten, Kathrin Schermuly verlängerte mit dem Kopf ins lange Eck zur Andernacher Halbzeitführung (22.).
In den Viertelstunden vor und nach der Pause gerieten die Bäckermädchen verstärkt unter Druck, schafften kaum noch Entlastung gegen die flinken Kombinationen der RB-lerinnen. Dennoch musste Torhüterin van der Laan kaum einen schweren Ball abwehren. Bei allem, was Leipzig plante, hatte Andernach einen Kopf oder Fuß dazwischen. Und dann zeigte sich die SG auch wieder in der gegnerischen Hälfte. Zilligen tankte sich kraftvoll auf Linksaußen durch bis zur Grundlinie, flankte den Ball hart und scharf in den Fünfer, wo Julia Schermuly den Kopf hinhielt und das 3:1 für Andernach perfekt machte (75.). War das die Entscheidung? Müller hatte etwas dagegen. Wieder nutzte die schnelle Angreiferin eine Unaufmerksamkeit in der Andernacher Defensive und war blitzschnell auf und davon, umkurvte van der Laan und schob den Ball ins leere Tor (78.).
Mehr Nennenswertes passierte nicht, auch nicht in der neunminütigen Nachspielzeit („Angezeigt waren vier“, bemerkte Andernachs Trainer), bis auf eine vergebene Kopfballchance für Alina Wagner nach Maßflanke von Umbach. „Das war eine sehr reife Leistung bei einem absoluten Spitzenteam“, ordnete Stein den Auswärtssieg ein. Der Triumph von Leipzig lässt die Bäckermädchen nun mit einem wohligen Glücksgefühl in die dreiwöchige Spielpause gehen, ehe es am 27. November mit dem Heimspiel gegen den Tabellensechsten 1. FC Nürnberg weitergeht. „Die Pause kommt zum richtigen Zeitpunkt, viele laufen auf der letzten Rille“, berichtete Stein, „jetzt geht es erst mal nur ums Regenerieren und Genießen.“ Stefan Kieffer
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Drei auf einen Streich: Julia Schermuly traf für die SG 99 gleich doppelt gegen die Rasenballsportlerinnen aus Leipzig, ihre Schwester Kathrin (links im Hintergrund) sorgte für das zwischenzeitliche 2:1 der Bäckermädchen. Foto: Tobias Jenatschek