Wilde Schlussphase: SG 99 muss sich in Mönchengladbach mit 3:4 geschlagen geben
Furioses Finale mit unglücklichem Ausgang für die SG 99 Andernach: Im letzten Saisonspiel der 2. Bundesliga mussten sich die Bäckermädchen bei Borussia Mönchengladbach nach sechs Toren in der Schlussviertelstunde mit 3:4 (1:0) geschlagen geben und verdarben ihrem scheidenden Trainer Florian Stein den Abschied. Das sah der Coach indes ganz anders: „Die Mädels hätten mir nur etwas verderben können, wenn sie sich willenlos ergeben hätten“, stellte Stein klar, „das war heute eine Achterbahnfahrt zum Ende einer Achterbahnsaison, und an unserem fünften Platz hätte auch ein anderes Ergebnis nichts geändert.“
75 Minuten lang herrschte auf dem Fohlenplatz am Gladbacher Borussia-Park vor bemerkenswerten 1019 Zuschauern gepflegte Langeweile, ehe die torreiche Schlussphase zumindest bei den Heimfans für gute Stimmung sorgte. Die Gastgeberinnen erspielten sich nach einem frühen Abseitstor (8.) zwei exzellente Chancen, als die schnelle Emily Tichelkamp ihre Gegenspielerin Carolin Dillenburg auf dem linken Flügel vernaschte, ihre gefährlichen Hereingaben aber von Sarah Schmitz knapp am Pfosten vorbeigeschossen (25.) sowie von Schmitz und Laura Radke verpasst wurden (36.). Andernach hatte das Spiel ansonsten unter Kontrolle, leistete sich aber zu viele Fehlpässe, um für eine Vorentscheidung zu sorgen, als noch genügend Saft im Akku war. Nur Julia Schermuly verwertete eine Flanke der eifrigen Leonie Wäschenbach per Kopf zur verdienten 1:0-Pausenführung (40.).
„Vor dem Spiel kamen vier Spielerinnen zu mir und baten um zeitige Auswechslung“, berichtete Stein hinterher, „drei von ihnen haben dann doch durchgespielt.“ Im zweiten Durchgang reichte die Kraft bei den personell arg geschwächten Andernacherinnen immer seltener für das gewohnte Pressingspiel. Trotzdem traf Carolin Schraa noch einmal den Pfosten (64.), und eine Ecke von Leonie Stöhr sauste gefährlich durch den Gladbacher Fünfer (75.). Just aus dieser Andernacher Chance entstand der Borussen-Konter, den Tichelkamp nach Maßflanke von Imke Kessels zum 1:1 nutzte (75.). Und plötzlich brachen alle Dämme. Tichelkamp traf den Pfosten, Laura Radke staubte ab zum 2:1 (78.), gleich darauf zirkelte Kristina Bartsch eine vermeintliche Flanke so verdreht in den Strafraum, dass sich der Ball hinter Laura van der Laan zum 3:1 ins Netz senkte (80.). Drohte nun ein Debakel für die SG 99?
Von wegen. Die SG 99 raffte sich noch einmal auf, Kathrin Schermuly, nach halbwegs überstandener Grippe noch geschwächt, marschierte mit Ball durchs Mittelfeld und legte Stöhr auf zum Anschlusstreffer (82.), wenig später luchste Stöhr Chiara Rösener den Ball ab und schlenzte ihn aus gut 30 Metern ins verlassene Tor (86.). Stöhrs elfter Saisontreffer, dieses „Tor des Monats“ zum 3:3, hätte ein angemessenes Happy End sein können, doch Gladbach hatte etwas dagegen. Weil sich zwei Andernacherinnen beim Kopfball uneinig waren, schnappte sich Leonie Köpp den Ball, umkurvte Torfrau van der Laan und beförderte die Kugel aus spitzem Winkel ins lange Eck zum 4:3 (90.+1). Und die Freude war ganz und gar auf Gladbacher Seite.
„Unsere Mädels waren sehr geknickt“, berichtete Trainer Stein von der gegensätzlichen Stimmung auf Andernacher Seite, „wir haben sie aber wieder einigermaßen aufgerichtet.“ Dabei steckte der künftige Verbandstrainer, der Andernach als Geschäftsführer erhalten bleibt, sein letztes Punktspiel auf der Trainerbank selbst nicht so leicht weg: „Ich kann es noch nicht richtig begreifen“, wurde Stein etwas wehmütig, „Andernach ist ein ganz besonderes Kapitel in meiner Trainerlaufbahn. Die Atmosphäre und die Stimmung werde ich vermissen.“ Während der (Ex-)Coach sich nun auf eine Woche Familienurlaub freut, geht das Team der SG 99 Andernach noch geschlossen auf Mannschaftstour nach Prag. „Das zeigt den Zusammenhalt dieser sehr besonderen Truppe“, betont Stein und kann schon wieder scherzen: „Wenn die Woche vorbei ist, sind wir doch noch Meister geworden. Stefan Kieffer
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Die Saisontore 10 und 11 von Leonie Stöhr (links) konnte die Andernacher Niederlage in Mönchengladbach nicht verhindern. Rechts Leonie Krump. Foto: Tobias Jenatschek